
Englischer Ginster (Genista anglica)
Erst im Mai sind in der Küstenheide die hübschen gelben Blütentrauben dieses Zwergstrauches zu finden. Trotzdem ist die Art auch im Winter zu entdecken, denn sie hat ein bestechendes Merkmal, das sie selbst in dichtem Heidekraut verrät: Dornen.
Der Englische Ginster ist ein meist 20 cm hoher Zwergstrauch, der an seinen dünnen Hauptzweigen bis zu 2 cm lange Sprossdor-nen bildet – also umgewandelte Seitenäste, die keine Blätter oder Blüten tragen, son-dern einfach nur spitz und pieksig sind.
Die Blättchen des Ginsters sind meist etwa 5 mm lang, matt dunkelgrün und elliptisch. Sie fallen im Herbst nur teilweise ab.
Zur Blütezeit bildet der Ginster seine für die Gattung typischen gelben Schmetterlings-blüten, aus denen nach der Bestäubung durch Wildbienen kleine Schoten hervorge-hen, die an Erbsenschoten erinnern.
Von den drei anderen Zwergginster-Arten, die in den Heiden Norddeutschlands vor-kommen – dem Behaarten, dem Deutschen und dem Färberginster – unterscheidet der Englische Ginster sich durch seine Dornen an den 2 – 3 Jahre alten Stängelpartien.
Wo ist der Englische Ginster zu finden?
Als Art der atlantisch geprägten, also winter-milden Heiden ist der Englische Ginster von Por-tugal bis Südschweden verbreitet und vor allem in Großbritannien und den Niederlanden häufig. An die Ostküste der USA wurde er verschleppt. In Deutschland kommt er schwerpunktmäßig im Nordwesten vor, seltener in Mecklen- und Brandburg sowie im Harz und im Schwarzwald.
Da er nur saure, kalkfreie Böden besiedelt, ist sein Vorkommen auf Heiden und lichte Wälder auf Sand oder Lehm beschränkt. Alle Standorte sind gefährdete und nach europäischem Recht geschützte Biotope (FFH-Richtlinie).
In Deutschland ist der Englische Ginster wegen der Zerstörung und Bewaldung von Heideflä-chen in allen Bundesländern, in denen er vor-kommt, gefährdet. In den Küstenheiden sind sei-ne Vorkommen noch relativ stabil, da hier die Nährstoffeinträge aus der Luft, die die Heide zerstören, und der Bewaldungsdruck nicht so stark sind.
Hätten Sie gedacht, dass…
… der Gattungsname Genista schon von den Rö-mern für die Ginster-Arten verwendet wurde?
… der englische Name „broom“ nicht nur „Ginster“ bedeutet, sondern auch „Besen“, wie alle Leser der englischen Ausgaben von Harry Potter wissen?
… die Art in Schottland „Unbedeutender Ginster“
(petty whin) heißt, weil sie im Gegensatz zu den verwandten Arten Besen- und Färberginster weder zum Besen binden noch zum Wolle färben taugt?
… Insekten bei der Landung auf Ginsterblüten in den Bauch geboxt und dabei mit Pollen bepudert werden und dann nicht einmal Nektar bekommen?Staubbeutel und Narbe der Blüte werden von ver-hakten Blütenblättern nach unten gebogen. Bei In-sektenberührung klappen die Blütenblätter aus ein-ander, und Narbe und Staubblätter schnellen hoch.
… in den Blüten des Englischen Ginsters Rutoside enthalten sind, die bei Venenleiden heilsam sind?
… Schafe die Art wegen ihrer Dornen meiden, so dass sie in beweideten Heideflächen gut gedeiht?
… an allen Ginsterarten sehr viele Insekten leben, weil der Ginster mit Wurzelbakterien Luftstickstoff bindet und viele leckere Proteine enthält?