
Kriechweidenbusch (Salix repens) vor Wanderdüne
Die Küstendünen sind typischerweise eine baumfreie Landschaft. Insbesondere in den kalkfreien Dünen Schleswig-Holsteins gibt es eigentlich nur ein Gehölz, das zumindest Kniehöhe erreicht: die Kriechweide.
An ihren dunkelgrünen, oft silbrig behaarten ovalen Blättern ist die Kriechweide leicht er-kennbar. Sie besitzt keinen oberirdischen Stamm, sondern entsendet nur aufrechte Zweige von 20 – 100 cm Länge an die Ober-fläche. Der „Stamm“ ist im Boden verborgen, so dass die „Baumkrone“ wie ein halb ver-grabener Busch wirkt.
Bei genauem Hinsehen sind an den Blättern der Kriechweide oft die Spuren von zwei spezialisierten Insektenarten zu finden: rote beerenartige Gallen an den Blättern und wie eine Rose geformte Blattbüschel am Ende junger Zweige. Beide Gallformen entstehen durch die Eiablage von Insekten und beher-bergen die heranwachsenden Larven. Aus den roten Gallen schlüpft je eine Blattwespe (Pontiana collactanea), aus den „Rosen“ je 5-10 Gallmücken (Rabdophaga rosaria). Die rosenförmigen Gallen der Gallmücken blei-ben auch den Winter über am Weidenbusch.
Wo ist sie zu finden?
Im Gegensatz zu den baumförmigen Weiden, die viel Feuchtigkeit brauchen und meist in Wassernähe wachsen, ist die Kriechweide ge-nügsam und auch in trockeneren Bereichen der Dünenheide anzutreffen. Sie meidet nur die grundwasserfernen Dünenkuppen, ist sonst aber weit in den Braundünen verbreitet.
Schon im April fallen die gelben Tupfen der blühenden Weidenkätzchen ins Auge. Die vom Wind bestäubten grünen Kätzchen der weibli-chen Büsche fallen erst im Juni auf, wenn sie ihre Samen als weiße Wollflöckchen dem Wind anvertrauen.
Zum Herbst hin verfärben sich die Blätter der Kriechweide vor dem Blattfall gelb, doch ge-schieht dies recht unauffällig, da die Blätter nacheinander von unten nach oben absterben.
Verschiedene pelzige Raupen fressen in den Dünen gerne die Weidenblätter.
Hätten Sie gedacht, dass…
… der Gattungsname Salix aus dem Keltischen kommt und „nahe am Wasser“ bedeutet?
… der deutsche Name der Weide sich vom altindi-schen Wortstamm „ve“ = flechten ableitet?
… die Pollen der Weidenkätzchen im Frühjahr ein ganz wichtiges Kraftfutter für viele Insekten sind?
… Weidenrinde eine Vorstufe der Acetylsalicylsäu-re enthält, die Schmerz & Fieber lindert (=Aspirin)?
… Weidenrinde auch viele Gerbstoffe enthält, die gegen Magen- und Darmerkrankungen helfen?
… Weidenruten als Flechtmaterial früher ein so wichtiger Rohstoff waren, dass es sogar Exportver-bote für besonders wertvolle Weidensorten gab?
…Weiden neuerdings auf Äckern angebaut werden, um Zellulose und Brennholz zu erzeugen? Pro Jahr und Hektar können 15 – 25 fm Holz nachwachsen.
… Weidenruten nicht nur als Wünschelruten ver-wendet wurden, sondern auch beim Erkennen von Hexen helfen sollten? Man pflückte am Ostersonn-tag beim ersten Sonnenstrahl Kriechweidenruten und flocht daraus einen Kranz, durch den hindurch man die wahre Gestalt einer Hexe sehen sollte…