Reiherschnabel (Erodium cicutarium) mit Früchten

Haben Sie schon einmal die erstaunlichen Spiralbohrsamen des Reiherschnabels be-trachtet? Ach, Sie kennen ihn gar nicht?Nun, das lässt sich ändern.

Der Reiherschnabel zeigt 5 – 15 cm über dem Erdboden seine hellrot bis lila gefärbten Blüten. Sie stehen meist zu dritt am Ende ei-nes borstigen Stengels. Die Blätter des Rei-herschnabels sind gefiedert und fein zer-schlitzt, etwa so wie die Blätter der Möhre. Sie bilden eine am Boden liegende Rosette.

Namensgebend für die Pflanze ist der Fruchtstand: Nach der Blüte verlängert sich die Narbe in der Blütenmitte zu einem 3 cm langen „Schnabel“. Dieser Schnabel besteht aus einer Mittelachse und fünf dünnen, auf-gelagerten Holzfasern. Sie sind Verlänge-rungen der fünf Samenkörner am Blüten-grund. Wenn diese Fasern trocknen, spirali-sieren sie sich wie ein Korkenzieher. Bei Feuchtigkeit strecken sie sich wieder. So werden die herabgefallenen Samen mit der Zeit in den Boden hineingebohrt – mit jedem Wetterwechsel ein Stück tiefer.

Wo ist der Reiherschnabel zu finden?
In den Dünenlandschaften der Küste und auch des Binnenlandes blüht er vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Besonders im Mai zeigt er viele Blüten, da die Bodenfeuchtigkeit dann noch günstig ist.

Der Reiherschnabel ist heute vielerorts auf ba-senreichen Sand- und Lehmböden anzutreffen. Wo der Dünensand sehr sauer ist, wie z.B. in Nordfriesland, gedeiht er nur an Wegrändern und anderen gestörten Standorten.

Da er nur 1-2 Jahre lebt, hat der Reiherschna-bel einen recht kümmerlichen Wurzelstock. Seine Blattrosette überlebt den Winter „grün“.

Man könnte den Reiherschnabel mit kleinen Storchschnabel-Arten verwechseln, die auch geschnäbelte Früchte haben. Ihre Blätter sind jedoch handförmig rund, nicht lang gefiedert.

Hätten Sie gedacht, dass…
… der Reiherschnabel Erodium nach eródios, dem Reiher benannt ist, während der Gattungsname des Storchschnabels (Geranium) übersetzt eigent-lich „Kranich“ bedeutet? Aber der hat ja auch einen langen Schnabel…
… der „Storchschnabel“ schon auf Althochdeutsch so hieß, während „Reiherschnabel“ eine Schöp-fung aus dem 18. Jhd. ist?
… versteinerte Samen und Früchte der Art aus dem Tertiär vor über 20 Mio. Jahren bekannt sind?
… feine Borsten als Widerhaken dafür sorgen, dass die Bohrbewegung der Früchte immer nach unten gerichtet ist, dem G
ewicht des Samens folgend?
… die unterschiedlichen Blauanteile in der Blüten-farbe durch Temperaturänderungen bedingt sind?
… der Reiherschnabel mitunter von einer speziali-sierten Gallmilbe geplagt wird? Die von den Milben befallenen Pflanzenteile verkürzen und krümmen sich und sind dicht weiß behaart.
… die Pflanze vermutlich im Mittelmeerraum ent-standen ist und vom Menschen zuerst nach Mittel-europa, später in alle Welt verschleppt worden ist?