
Strandhafer (Ammophila arenaria)
Wer jemals an einem europäischen Strand gewesen ist, kennt dieses auffällige Gras. Es wächst auf jeder Düne, wiegt sich im Wind, bietet Sicht- und Windschutz für Badegäste und piekst mit seinen Blattspit-zen in die Beine der Vorübergehenden.
Der Strandhafer ist erkennbar an seinen dunkelgrünen, meist eingerollten und in dichten Büscheln wachsenden Blättern, die direkt aus dem Dünensand wachsen. Die im Sommer erscheinenden Blütenstände sind dichte, fuchsschwanzartige Ähren von 1-2 cm Dicke und 10 cm Länge. Die einzige ähnlich aussehende Pflanze ist der Strand-roggen, der aber bis 20 cm lange lockere Ähren und 2 cm breite blaugrüne Blätter hat.
An Sandküsten mit starker Erosion kann man oft Strandhaferpflanzen sehen, denen der Sand unter den Wurzeln wegrieselt und die auf verlorenem Posten hoch über einer Abbruchkante baumeln. Trampelpfade von Badegästen können den gleichen Effekt ha-ben, denn der Wind kann schmale Rinnen, wo der Strandhafer zertreten wurde, zu me-tertiefen Schluchten ausblasen.
Wo ist der Strandhafer zu finden?
Er wächst von Finnland bis zum Schwarzen Meer überall dort, wo basenreicher Sand vom Wind umhergepustet wird und wo der Wuchs-ort nicht vom Seewasser erreicht wird. Damit ist der Strandhafer typisch für alle küstennahen Dünen, die Weißdünen. Als invaisver Neuling verdrängt er an Kaliforniens Küste die dortigen Dünengräser.
Strandhafer gedeiht auch auf Binnendünen in Heidegebieten. Häufig wird er angepflanzt, um Flugsand zu fangen und Wanderdünen zu festigen. Er ist sehr resistent gegen Übersandung und bildet neue Wurzelstockwerke im aufgewehten Sand. Er verschwindet jedoch, sobald der Nachschub an Flugsand ausbleibt. Dann tritt Nährstoffmangel ein, da der Sand schnell vom Regen ausgelaugt wird. Außerdem kann ein wurzelfressender Fadenwurm den Strandhafer stark schädigen, sobald dieser keine frische Sandschichten mehr durch-wachsen und neue Wurzeln bilden kann.
Hätten Sie gedacht, dass…
… der wissenschaftliche Name übersetzt „sandiger Sandfreud“ heißt?
… der plattdeutsche Name „Halm“ / „Helm“ lautet?
… das Wurzelnetz einer Pflanze einen Radius von 5 m in mehreren Etagen durchwurzelt und dabei -einschließlich der mikroskopischen Wurzelhaare -eine Gesamtlänge von einigen Kilometern erreicht?
… die Blätter des Strandhafers bis 90 cm lang sind und „Scharnierzellen“ haben, um sich bei Trocken-heit und Sandflug längs einzurollen?
… die festen Blätter in früheren Jahrhunderten zum Flechten von Schnüren („Reepen“) und Matten verwendet wurden?
… durch die übermäßige Nutzung viele Dünen zu Wanderdünen wurden, was zum Verlust von Ackerland und Siedlungen führte und erst ab dem 17. Jh. durch Strandhaferpflanzungen gebremst wurde?
… der europäische Strandhafer auch in Australien und Nordamerika zur Dünenbefestigung dient?
… es eine 5 mm lange Blattwanze gibt, die Strand-haferweichwanze Ischnodemus sabuleti, die häufig in den Blattbüscheln des Strandhafers lebt?