Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis)

Diese Pflanze mit ländlich-kulinarischem Namen gehört zu den Frühlingsboten, die sich im April in den Dünen zeigen. Da es noch mehrere andere kleine weiße Frühblüher gibt, muss man einen Augenblick genauer hinschauen, um den 5 – 10 cm hohen Bauernsenf sicher identifizieren zu können.

Typisches Markmal der Pflanze sind der meist blattlose Blütenstiel sowie die Form seiner Samenkapseln. Diese sind herzförmig, zeigen mit der Spitze zum Stiel, und stehen waagerecht. Die dicht gedrängt am Stängelende stehenden Blüten sind weiß und haben vier Blütenblätter, wie es für alle Kreuzblütler typisch ist.

Die Blätter des Bauernsenfs stehen in einer dichten Grundblattrosette, die schon im vorigen Herbst gekeimt ist. Jedes Blatt ist gefiedert mit 5 – 10 Paaren Seitenblättchen, das Endblättchen ist am größten. Ähnliche Blätter hat z.B. das Behaarte Schaumkraut, daher kann man den Bauernsenf nur mit Übung ohne Blüten erkennen. Gehen Sie in den Dünen doch mal am Wegesrand auf die Knie und suchen Sie die Frühlingsboten!

Wo ist der Bauernsenf zu finden?
Er ist eine typische Art nährstoffarmer und sehr lockerer Sandböden, die keinen Kalk enthalten. Diese Standorte gibt es in den norddeutschen
Heidegebieten des Festlandes und natürlich in alten Küstendünen, wo der Regen den Sand ausgelaugt hat. Der Sand der ostfriesischen Inseln ist jedoch so kalkreich, dass die Art hier gänzlich fehlt.

In seinem Verbreitungsgebiet, das von Portugal bis Weißrussland und Süditalien reicht, ist der Bauernsenf oft als einziges Blümchen auf kahlen
Sandflecken im Heidekraut zu finden.

Da er schon so früh im Jahr blüht, kann er dem lockeren Sand genug Feuchtigkeit entziehen, obwohl seine Wurzeln nur wenige Zentimeter tief reichen. Später im Sommer, wenn die Sonne die Heide in flimmernde Hitze taucht, wartet der Bauernsenf längst als Samenkorn auf den Herbstregen, um neu auszukeimen.

Hätten Sie gedacht, dass …
… mit dem wissenschaftlichen Gattungsnamen des Bauernsenfs ein britischer Botaniker namens Teesdale verewigt wurde, der 1804 gestorben ist?

… der Artname nudicaulis „nacktstielig“ bedeutet, was aber nur bei kleinen Exemplaren gilt, da mehrstielige „Prachtexemplare“ oft schmale Stengelblättchen haben?

… der deutsche Name sich auf den Senfölgehalt der Pflanze bezieht, der jedoch im Vergleich zum Senf und anderen Kreuzblütlern nicht besonders hoch ist? In heutigen Wildkräuterbüchern gibt es keine Hinweise mehr darauf, ob die Pflanze früher als Gewürz verwendet wurde.

… der Bauernsenf in Süddeutschland – wenn überhaupt – meist auf sandigen Äckern vorkommt, wo er jedoch meist durch Herbizide vernichtet wird?

… die Art keine langen Winter erträgt und daher in den Alpen und in Skandinavien nicht vorkommt?

… es einen kleinen Rüsselkäfer gibt, dessen Larve sich in den Samenschötchen des Bauernsenfs entwickelt? Bei Sonnenschein Anfang Mai kann man
die Käfer auf der Pflanze herumturnen sehen.