
Weibchen des Blauen Ölkäfers (Meloe violaceus)
Wenn die ersten Frühlingssonnenstrahlen den Boden erwärmen, krabbeln in der lückigen Vegetation von Dünen und Deichen ein-zelne schwarz oder bläulich gefärbte Käfer umher. Ihr merkwürdiger Körperbau mit kurzen Flügeldecken und plumpem Hinterleib verhalf ihnen zu dem Namen „Maiwurm“.
Der Name Ölkäfer rührt daher, dass die Tiere bei starker Störung an den Kniegelenken klare, ölig gelbe Tropfen ihrer Blutflüssigkeit herauspressen können. Das Blut enthält das Gift Cantharidin, so dass kein Vogel die auffälligen Käfer ohne Todesfolge fressen kann.
Die Unterscheidung der drei an der Wattenmeerküste vorkommenden Arten, von denen nur zwei halbwegs häufig sind, ist nicht ganz einfach. Der Schwarze Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) ist fast ganz schwarz und hat feine Punktgruben auf Kopf und Halsschild. Der Blaue Ölkäfer (Meloe violaceus) ist deutlich bläulicher und hat einen grob gepunkteten Vorderkörper. Bei dem seltenen Kurzhalsigen Ölkäfer (Meloe brevicollis) ist der Halsschild breiter als lang. Er kommt noch auf Sylt in der Geestheide vor.
Wie leben die Ölkäfer?
Da sie flugunfähig und an das Vorkommen von grabenden Wildbienen gebunden sind, findet man Ölkäfer nur auf sonnigen, lockerbödigen Flächen mit relativ lückiger Vegetation. Hier können sie ab Mitte März und bis in den Mai hinein angetroffen werden. Sie krabbeln umher und suchen Paarungspartner.
Das dicke Weibchen produziert in seinem Hinterleib 4 – 10.000 Eier, die es irgendwo in der Erde verscharrt. Das Männchen hat einen kurzen Hinterleib, den die Flügel halb bedecken.
Die schlüpfenden Larven sind 2 mm klein und wuselig und brauchen viel Glück: sie erklimmen Stängel auf der Suche nach Blüten. Finden sie eine, lauern sie dort auf weibliche Wildbienen. Landet eine, bemühen sie sich, sich festzuklammern, um zum Erdnest zu „trampen“. Gelingt all dies, verwandelt sich die Krabbellarve im Nest der Biene in eine madenförmige Larve, die das Bienennest leer frisst und im nächsten Frühling als Ölkäfer den Erdboden verlässt.
Hätten Sie gedacht, dass…
… die Käferfamilie auch Pflaster- oder Blasenkäfer heißt, weil man ihre medizinisch wirksamen Stoffe in Hautpflastern gegen Warzen nutzte und weil sie – in Überdosis – fiese Hautblasen verursachen?
… die Ölkäfer-Familie mit zoologisch unpassenden Namen geplagt ist? Außer „Maiwurm“ heißt der medizinisch wichtigste Ölkäfer „Spanische Fliege“.
… ölkäferhaltiges Heu in den USA zu Todesfällen bei Pferden führt, weil sie auch trocken giftig sind?
… die zweistufige Larvenentwicklung mit Krabbel- und Madenform als „Hypermetamorphose“ bezeichnet wird, weil sie ein Larvenstadium mehr umfasst als der normale Gestaltwandel der Insekten?
… die krabbelnde „Triungulinus“- Larve drei statt zwei Fußklauen hat, um sich besser an ihrer „Taxibiene“ festkrallen zu können?
… Extrakte von Ölkäfern außer als Aphrodisiakum (Viagra-Vorläufer) auch für Giftmorde Verwendung fanden?
… 0,5 Gramm Wirkstoff für Erwachsene tödlich sind, was etwa 5 verspeisten Käfern entspricht?
… Igel 10 x so viel Ölkäfer-Gift vertragen wie wir?