
Buntes Vergissmeinnicht (Myosotis discolor)
Im Mai beginnt auch in den Dünen mit Macht der Frühling. Eine Vielzahl kleiner, oft ein-jähriger Pflanzen öffnet nun ihre Blüten. Eine ist darunter, deren zarte Blütenwickel stets verschiedenfarbige Blüten enthalten: das Bunte Vergissmeinnicht.
Während man das Vergissmeinnicht eigent-lich als blaue Blume kennt, gibt es bei uns im Freiland eine Art, deren Blütenfarbe von Gelb über Rot nach Blau umschlägt. Sie ist allerdings so kleinblütig, dass es bei ihr nicht für eine Zierpflanzenkarriere reicht.
Mit 10 – 30 cm Höhe und überwiegend bo-dennah stehenden, rau behaarten Blättern ist die Art eigentlich sehr unscheinbar. Ihre aus gut 15 Blüten bestehenden Blütenähren fallen jedoch durch den Farbkontrast der oben hellgelb und unten blau-lila gefärbten Blüten auf. Wie bei allen Rauhblattgewäch-sen, zu denen das Vergissmeinnicht gehört, ist der Blütenstand eingerollt und streckt sich mit fortschreitender Blüte. Die kurzstieli-gen Fruchtkapseln sind in borstig behaarten Kelchen eingeschlossen, die locker am Stiel verstreut stehen.
Es gibt in den Dünen auch Sand-, Acker-und Raues Vergissmeinnicht, die ähnlich klein sind, aber blaue Blüten haben.
Wo findet man das Vergissmeinnicht?
Die Gattung ist weltweit mit etwa 300 Arten ver-treten, von denen gut ein Dutzend auch bei uns in Deutschland vorkommt.
Das Bunte Vergissmeinnicht ist eine zentral-europäische Art, die von Nordafrika und den Kanaren bis Island und zum Balkan verbreitet ist. Im Norden des Gebietes ist die Art nicht allzu selten, im Süden dagegen oft eine echte Rarität.
Sein Lebensraum sind sonnige, stets kalkfreie, basenarme und mäßig trockene Sandrasen. Hier wächst es verstreut und eher unbeständig, da es einjährig ist und offensichtlich nicht jedes Jahr aus den Samen im Boden auskeimt. Es hält sich aber auch in dichteren Grasdecken und erträgt sogar leichten Nährstoffeintrag in den Sandtrockenrasen.
In Getreideäckern, in denen es früher in Sand-gebieten vorkam, hält es sich heute jedoch nicht mehr. Stattdessen wächst es an sandigen Stra-ßenrändern und Kanalböschungen und in Holland sogar auf trockengelegten Mooren sowie in Parks und auf Friedhöfen.
Hätten Sie gedacht, dass…
… der wissenschaftliche Name übersetzt „doppel-farbiges Mausohr“ bedeutet, wobei das „Ohr“ sich auf die haarigen Grundblättchen bezieht?
… das Blau des Vergissmeinnichts als Farbe der Treue gilt, weil diese sich erst erweist, wenn ein Partner in der „blauen Ferne“ weilt?
… der Farbumschlag der Blüte Richtung Blau bei mehreren Rauhblattgewächsen auftritt und rein chemisch durch eine Säureanreicherung in den alternden Blüten bedingt ist?
… auch aufgespritzte Ameisensäure die Blüten-farbe von Rot nach Blau umschlagen lässt?
… beim Bunten Vergissmeinnicht die jungen gelben Blüten Insekten anlocken und nur 2 mm lange Blü-tenröhren haben, während später die blauen Blüten 4 mm lang werden und sich ggf. selbst bestäuben?
… die Fruchtkelche hakenförmige Borsten haben, so dass die Samen wie Kletten verbreitet werden?
… die Art außerhalb der Blütezeit so unscheinbar ist, dass sie bei Kartierungen oft übersehen wird?
… das nahe verwandte Acker-Vergißmeinnicht bei Lungenkrankheiten und Nasenbluten helfen soll?